Let us drink for those times when we can no longer drink together.
Es gibt immer einen guten Grund dafür, einfach mal einen miteinander oder alleine zu Trinken.
Sommelier oder Weiner?
Nein, ich bin keiner von denen. Ich bin kein sogenannter 'selbsternannter Weinkritiker'. Noch nie wurde ich von einem Arbeitgeber besser bezahlt weil ich irgendwann mal diese absurd
überteuerte Ausbildung zum Sommelier gemacht habe. Deshalb habe ich das zu oft auch für mich behalten, das mit dem Titel zumindest.
Wie kommt man auf die dumme Idee Weinkorken zu sammeln & sich diese auch noch an die Wand zu hängen? Keine Ahnung, mach ich halt, sieht schon cool aus. Vielleicht bin ich etwas zu Retro drauf, weil ich niemals einen Wein mit Schraubverschluss kaufen würde? Grundsätzlich behalte ich jeden Korken der unzähligen Flaschen die ich ausgetrunken habe oder zumindest auch an deren Leerung beteiligt war.
Im Frühjahr 22 herscht noch diese total alberne Maskenpflicht im TGV. Bin ohne größere Probleme im Menschenleeren Lourdes angekommen, Geisterstadt! Habe den Eindruck hier der einzigste halbwegs Lebendige zu sein, wie man das auch immer deuten mag. Komisches italienisches Restaurant mit klassisch französischem Flair. Damals wusste ich es nicht, es sollte in meinen kommenden Lourdesbesuchen zu einem meiner Liebsten Restaurants werden. Ob das jetzt an der fabelhaften Foie Gras, den Froschschenkeln, dem Boeuf Bourgouignon, dem Poulpe, dem Hummer, der genialen Pasta, den Pizzen, dem Süßkram oder am Gastgeber-Ehepaar-und-der-Sohn-kocht-mittlerweile-Gesamtkonzept liegt? weiß nicht so genau. Am Wein könnte es auch liegen? 22 war ich alleine unterwegs, trinke deshalb die Demi Bouteille, also die ein oder andere davon. Ich sag mal so, es gibt durchaus bessere und schlechtere Montagne Saint Emilions, der hier gehört auf jeden Fall zu den Besseren. Der ist OK. Der schmeckt sehr erdig, nicht so sehr nach diesem Kirschsaftzeug, eher nach dreckiger Himbeere, hat ein wenig Holz, das Gaumengefühl kratzt schön vor sich dahin und betäubt dir die Zunge wie es eben soll, und das Ganze schmeckt dennoch ziemlich lange fett und frisch. Ganz klassisch sollen wohl die Träubchen handverlesen und sortiert sein. Am Selektiertisch, wauh! was für ein Wort! Selektiertisch? ähm genau? am wohl sogenannten Selektiertisch kommen Cabernet Sauvignon, Cabernet franc und wie es halt so ist: Merlot! erst mal ins nüchterne Edelstahl, dann für längere Zeit ins große Holz und dann irgendwann naturverkorkt in die Flasche...und dann irgendwann über viele lange Umwege zu mir. Ach herjee, ganz vergessen: BIO-Zertifiziert ist das leckere Weinchen auch noch. Ganz in echt, BIO? das ist mir so was von scheißegal. Auch noch vergessen hab ich den läppischen Alkoholgehalt von 13,5 Prozent. Mittlerweile hab ich verschiedene Jahrgänge dieses Saint Emilion getrunken, aus kleinen Flaschen, aus großen Flaschen, und werde falls er mir wieder über den Weg laufen sollte wieder nicht nein sagen können...
Update: dieses Mal sind wir zu dritt unterwegs, können also ganz beruhigt zum Abendessen zwei große Flaschen trinken. Das ergibt so auch keine Koodinationsschwankungen, zur Not könnte ich mich ja auch auf dem Weg zur Grotte am Rollstuhl festhalten, wenn ich hinterher kömmen würde... :-)
Kurzurlaub in Frankreich, Zwischenstop weit abseits der großen Namen im knallbunt herbslichen Bordeaux. Am Wegesrand dann dieses klitzekleine Schild, unscheinbar und fast zugewachsen. Dieser Name hat es mir schon immer angetan, er verfolgt mich und mir zittern die Hände, also warum nicht einfach dem Schild folgen. Ich lande auf einem ganz kleinen Weingut, geführt von ausgewanderten Norddeutschen, ganz nett wars. Der Wein hat schon was, ob das jetzt wieder etwas mit mir und Ihr zu tun hat? Das spielt keine wesentliche Rolle, aber ja, natürlich spielt es eine Rolle. Aber jetzt zum Wein an sich: Jahrgang 2016, Bordeaux Superieur und auch noch mit dem orangenem BIO Siegel. Drinne ist sehr viel Merlot, auch viel Cabernet Sauvignon, bissl weniger Cabernet Franc und noch viel weniger Petit Verdot. Also ein fast ganz klassischer Bordeaux. Und so schmeckt er auch, klassisch halt. Frage mich grad ob ich eigentlich in dem Fall 'die Wein' schreiben soll? Er oder auch Sie schmeckt mir schon ganz gut, muss ich schon sagen, so gar nicht klassisch, er oder sie hat Power, er oder sie hat viel dunkle Frucht, er oder sie hat richtig viel für die Nase und für einen Bordeaux richtig viel am Gaumen zu Bieten. Ob die Franzosen wieder was dazu gelernt haben? Alkohol hat er oder sie natürlich auch und zwar um die 14%, das ist mehr als der Regionale Durchschnitt und langt auch vollkommen. Ebenfalls regional durchnittlich sind knapp 14 Euro für die Flasche, check! Ein leicht wirkender Rotwein mit richtig viel zugestaubtem Geschmack. Der oder die Wein muss sich im Übrigen nicht so arg wie das Weingut im Niergendwo verstecken, das hat er oder auch sie echt nicht nötig. Obwohl das wiederum gut für mich ist, wieder was total Unbekanntes per Zufall gefunden... & für Gut empfunden.
Das Ganze schmeckt aber gar nicht so heftig wie das gleichnamige Konfekt. Klar wenn man sich das einbildet ist eine gewisse Assoziation schon vorhanden. Also wenn ich mir das jetzt Einbilde geht mir der Geschmack nicht aus dem Kopf. Ist aber gar nicht so. Es ist halt ein südafrikanischer Shiraz, die haben oft einen leichten Eukalyptus Touch, und mit Schokolade spielen die Weinmacher dort auch öfters rum. Bissl weiches Holz, gutes Tannin und many Dirty Fruit, nice! Schön zu Trinken ist der 2018er und er wirkt trotz 14,5% Alkoholgehalt doch auch irgendwie ganz leicht erfrischend ;-). Es macht auch gar nix wenn es von dem schwarz-roten Rebensaft angeblich nur 4 Fässer gibt. Hab ihn für
knapp 30 Euro gekauft, probiert und brav restlos ausgetrunken, war gut, schöner Wein, muss ich aber nicht mehr unbedingt haben.
Das Cover? Allein die Flasche ist für einen alten Rock`n Roller definitiv ein must have. Könnte wieder schief gehen, tut es aber nicht. Das hier ist ein reinrassiger, moderner Verführer, geschmeidig ohne Ende, und auf jeder Fall doch nicht sehr arg brav, er kratzt und kratzen find ich immer irgendwie cool. So kann ein Pomerol auch schmecken. Apropos Schmecken: Man schmeckt Merlot, Malbec und Cabernet franc. Die Fruchtessenz aus dem Blech-Holzfass schmeckt schon sehr erdbeerig, leicht kirschig, etwas wie nach eingefärbten Oliven, also für mich sehr mineralisch, scharf? Pfeffer frisch aus der Mühle? Definitiv. Macht Spaß, viel Volumen, wirkt aber durchaus sehr elegant und weich, wiedersprüchlich? Ja, der Wein kratzt am Gaumen und schmiert ihn dann fast zeitgleich mit geschmolzener Butter ein, schön. Macht immer noch Spaß und macht auch sehr lange Spaß. Die dunkle, lilane Essenz klebt mit nur 13% Alkohl leicht am Glas fest. Also keine Sorge, wenn man das heftige Tannin verkraftet, kann man die Flasche locker auch alleine leeren. Da passiert gar nix Schlimmes, schmecken funktioniert noch, reden klappt auch problemlos, also alles gut soweit. Habe zwei Flaschen für je 48 Euro online geschnappt, nicht ganz günstig aber mal unter uns: es gibt viel mehr hochpreisige Bordeaux's aus dem Pomerol, die mit dem hier nicht unbedingt schritthalten können.
Wenn Rockstars Wein machen lassen ist das schon komisch. Wenn Rockstars aus Leidenschaft selber Wein machen ist das anders. Was soll ich da noch sagen? Was man aus Handverlesenem Cabernet Sauvignon, Sangiovese & etwas Merlot auch mal purpurrot & knochentrocken keltern kann. Das ist schon schön geworden, Facettenreich, voller Dichte & Druckvoll. Eukalyptus & Zitronenmelisse, Zedernraspel etwas warmer Aschenbecher & viel Schokofrüchte. Mineralisch, ätherisch Unterkühlt & doch ganz zart wie schwarzer Samt, das macht einfach Spaß. Im großen Holzfass gelagert bringt er leichte 13,5% Alkohol mit, das ist absolut okay. Bezahlt hab ich vor Jahren um die 40 Euro pro Flasche. Apropos Flasche, es hat sich auch durchaus gelohnt noch eine Flasche vom 2009ner lagern zu lassen, dem ist gar nix schlimmes passiert, außer dass er jetzt nicht mehr existiert, weil ich ihn 2022 ausgetrunken habe...
Die Geschichte um den Wein und das ganze Gewese um ihn kennt ja wohl jeder.
Wie ist der Rote Lackskorpion für mich? Naja, es gibt ihn halt und wenn die Ösis meinen einen Rotwein machen zu wollen dann sollen sie es halt versuchen. Apropos Versuch: Der ist im Prinzip auch gelungen! Ich trinke eben mal den dunkelrot-lilanen 2017ner. Das ist sehr viel Blaufränkisch (und das ist mein großes Problem an der Sache), Cabernet Sauvignon (angeblich ist das auch drin) und Merlot, das Ganze 2x12 Monate? (was diese Aussage auch immer bedeuten mag) im Fass gelagert. Raus kommt dabei viel Brombeere, Brombeeren, Brombeeren, Brombeere, und nochmal Brombeeren, ach und um es nicht zu vergessen: Brombeeren! Hä?? Bisschen düsterer Tabak, aber echt nur ganz wenig. Und dann wieder die süße Vanille in Überdosis. Aber im Grundsatz schmeckt der Wein lecker, wenn man denn auch auf so viel Brombeeren steht. Hab ich es eigentlich schon erwähnt? die dominant lästige Brombeere? Tannin wirkt nicht zu laff & nicht zu heftig, was soviel bedeutet wie? Tannin wäre echt schön. Mal unter uns, woher soll es denn auch kommen? Klebt erwartungsweise ganz brav wie ein Kaugummi am Gaumen fest und bleibt da auch ziemlich lang, ähm ich meinte nicht so lang.
Aber das ist alles nicht so schlimm, er kostet ja nur schlappe 149 Euro (offiziell 179 Euro) Schwarzgeld. Das ist ne Menge Holz für eine schicke Hochglanz Flasche mit 15% Alkohol. Apropos Alkohol: Das Zeug kommt mir vor wie ein äußerst günstiger Korn der einfach mit Brombeerlikör versetzt wurde. Der Alkohol brennt einem dermaßen im Mund, das macht echt keinen Spaß. Wenigsten hat er mittlerweile einen schönen Korken bekommen ;-).
Kurz & Knapp: Das ist ohne Frage ein Wein?, der halt mit bestimmt guter Absicht geschmacklich auf sein zukünftiges Publikum genau so designt wurde. Er wird höchstwahrscheinlich jedem schmecken, der sich einbildet er schmeckt ihm, weil er ihn sich auch leisten will? Mir ist der Flascheninhalt einfach viel zu Mainstream, zu viel Alkoholgeschmack und eher sehr brav, und auch einen Ticken zu süß, aber das ist reine Geschmacksache...ist einfach nicht mein Ding. Der 2015er Jahrgang war da auch nicht wirklich anders.
update: nach zwei Tagen Oxidation im Kühlschrank kann man das Zeug echt gut trinken, schmeckt auch wirklich gut, so Eiskalt. Ich trinke schon mal gern einen Kühlschrank kalten Rotwein.
update 2024: Grad mit ein paar Kollegen eine Flasche 2019ner in die Gläser geschüttet. Ich kann das Zeug einfach nicht trinken und schon gar nicht riechen. Bevor ich mich übergeben muss steige ich sicherheitshalber auf einen 12 Euro Rioja um...
Der stand einfach so im Supermarkt rum, reduziert weil ihn wohl niemand gekauft hat. Bezahlt habe ich 12 Euro (heute wenn man den 2013ner noch bekommt legt man so um die 150 Euro auf den Tisch, hab ich gehört, das mal vorneweg. Die Beschneidung sind 50% Cabernet Sauvignon, 25% Merlot und 25% Zweigelt. Das Ganze wird ziemlich gut von Hand gemacht, zwei Jahre von Fass zu Fass gereicht und dann mit nur 13% Alkohol ohne Eiweisspülung in die Flasche gefüllt. 2013 war es am heiligen Berg in Österreich ziemlich frisch, das macht den Wein sehr fruchtig und gibt ihm eine gewisse Eleganz. Ich sag mal so: ein witziger Wein, allein schon wegen seiner Aufmachung. Geschmacklich: Wenn kein Zweigelt drinn wäre, würde ich sagen es ist ein typischer, schön leichter, fruchtiger, ganz weich holziger Bordeaux. Was ihn wiederum von einem Bordeaux unterscheidet ist sein leicht spritziger Kohlesäure-Touch, das hat schon wieder was, was wie schon gesagt: etwas Witziges, Besonderes. Macht den Wein halt auch leicht gekühlt für die warmen Monate in Jahr interessant. Apropos Interessant, es gibt da ganz viele ähnliche Cuveé's vom Winzer, jedes Jahr ein anderes Cover und ein leicht veränderter Geschmack...Kann die Weine echt nur Empfehlen.
Vor dem Lockdown, während dem Lockdown und nach dem Lockdown auch mal wieder zwischendurch! Nur der Winemaker kennt die vergorenen Trauben, HA! Ich kenne sie mittlerweile auch: Shiraz, Graciano, Monastrell, Bobal, Syrah. Das ganze ergibt dann eine ziemlich Kraft, Wild, Verwegen, einen betörenden Duft, viel Brennholz in einer fetten Fruchtbombe. Elegant, Dirty, wuchtiges Volumen und doch irgendwie leicht unterwegs? Leicht? Okay? 14,5% Alkohol, aber das passt schon, das passt zu Wein. Genau das Richtige um nach einen langen Lockdown-Arbeitstag verdient in den Abend zu starten. Um es kurz zu fassen: Bestialisch gutes Zeug, mehr gibt's nicht zu sagen. Absolute Kaufempfehlung, ähm ich meinte Trinkempfehlung. Preislich spielt das reinrassig südspanische Geschmacksepos eigentlich keine bedeutende Rolle, um die 15 Euro pro Flasche, das geht so echt in Ordnung.
3 Flaschen vom leuchtenden Wein und du bist an Corona-Ostern 2020 nicht ganz allein. Warum leuchtend? na weil das Cover in der Dunkelheit eben hellgrün leuchtet. What the Hell is that? Das war ein purer Cover Kauf. Und ich wurde nicht enttäuscht. Um es kurz zu machen: Saugeil, dirty, blutrot, power ohne Ende, rotzig und rotzfrech, heftige Frucht, für deine Geschmacksknospen eigentlich unzumutbar, dafür umso besser für deine Seele, aber mal davon abgesehen irgendwie ungeheuer lecker. Washington State, also nicht so eine ganz warme Gegend, aber was die Winzer hier gebaut heben ist 'Richtig Groß' geworden. Was an Trauben drin ist weiß keiner soo genau. Doof ist halt, dass dieser lästige Alkohol ordentlich mit schlappen 14,5% vertreten ist, also wieder mal so ein richtig leichter Absacker nach einen langen, nervenzermürbenden Corona Lockdown Arbeitstag...
Ich hab den edlen Tropfen schon vor dieser Krise gekauft, in dieser Krise und werde ihn auch noch danach kaufen und trinken. Apropos danach? klingt gut aber wer glaubt da schon dran...
Der ist am nächsten Morgen immer noch da. Soll nicht bedeuten in Form von einem dicken Schädel, sondern immer noch leicht am Gaumen spürbar, mega langer Abgang. Ausdrucksstark, tiefdunkel rubin, nein eher schon leicht schwarz an der Glaswand. Zuckersüßes Fruchtfleisch von schwarzen Kischen, Heidelbeeren, erst frisch dann doch Staubtrocken. Schmecke bisschen dunkle Borkenschokolade in Tabackblatt eingerollt, holzig, Lakritz, Eiche & weicher heller Lederhandschuh. schönes Tannin. Gut gemachter Amarone, mega fruchtig, mineralisch und vor allem Fett, richtig FETT! Drinn ist wie es sich gehört Corvinone, Oseleta, Corvina und Rondinella. Das ganze wird dann lange ins Fass gefüllt und nochmal lange in die Flasche eingekorkt. Raus kommt halt Amarone-typisch schlappe 17% Alloholll uih, ja ist so. Das passiert eben wenn man Wein aus Rosinen keltert... Flaschenpreis lag für den 2003er Jahrgang so um die 35 Euro, also hab ich damahls 2010 in einem kleinen Weinladen zu Kölle bezahlt. Habe den Wein wieder entdeckt und schon mal in meinen Warenkorb gelegt...
Modern Bordeaux(ing), was Neues vom ganz Großen. Avant Garde? Namen sind nicht alles & nicht Alles von der großen Wein Dynastie ist gut. Ist ja logisch, wie willste da den Überblick behalten, wer da wo und mit wem und aus was etwas zusammenbraut und dann das Logo draufdruckt. Der Avant Garde kommt aber in dem Fall aus Frankreich, aus dem Bordeaux, von einem nicht so bekannten Weinberg. Der hier ist auf jeden Fall sehr günstig und ... sehr gut. Ohne Scheiß, echt gelungen. Ganz vorne viele Früchte, helle und dunkle, funny. Eine leicht scharfe an der Zunge prizelnde Nelke und leicht süß-verbrannt schmeckendes Karamell. Nein, der Wein ist nicht süß, er ist auf gar keinen Fall zu sauer, eher staubtrocken & kratzt schön im Hals. Sein Tannin ist eher läscher, aber gut gebaut. Der Jahrgang 2018 besteht laut Etikett aus 50% Cabernet Sauvignon und 50% Merlot und bringt 13 Volumen % mit. Leicht, easy drinking. Mit dem 'Neuen' Konzept, was das auch bedeuten mag, macht man nix falsch, schmeckt gut & tut gut.
Oktober 2013. Ein sehr langer Herbstspaziergang durch Spanien mit vielen Zwischenstopps in der Rioja. Immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Bodegas her. Diese Nacht
haben wir in Murillo del Rio Leza, etwa 15 km vor Logroño verbracht. Es ist einfach klasse in Spanien, du wirst immer freundlich und neugierig auf das was du grad hier so treibst aufgenommen.
Bevor wir uns aber im Wohnzimmer auf dem lilafarbigen Gaudi Sofa zur Nachtruhe hinlegen durften mussten wir aber noch so einiges Verkosten. Zur Wahl stehen der kleine Seis, der etwas größere
Crianza und eben der ganz Große, der Beautiful Things Jahrgang 2008. Die ersten beiden lassen wir damals einfach aus und gehen wegen Erschöpfung und Müdigkeit direkt zum Top Tropfen über. Wie der
Name schon sagt dreht es sich in der Bodegas schon ganz um die schönen Dinge des Lebens.
Jetzt, ein paar Jahre später schreibe ich aber über die schönen Dinge des Jahrgangs 2011. Leicht zu besorgen war der Wein nicht. Habe den Außendienstler des Weinguts schon zweimal auf der Pro
Wein getroffen, wurde auch prompt wieder erkannt, aber Wein habe ich keinen zum Kauf angeboten bekommen. Fragt man sich halt warum Weingüter überhaupt auf Messen rumgammeln wenn sie eigentlich
gar nix verkaufen wollen oder nach Händlern suchen? Auch der Messestand? der hat so gar nichts mit der echt schönen Bodega gleich. Irgendwann habe ich dann ein paar Flaschen auf gut Glück aber
mit Erfolg im Internet bestellt. Die Vorfreude ist selbstverständlich auf meiner Seite, nur diesmal muss ich den Wein alleine trinken...
Der Winzer sagt über sich er will Weine machen die er mit vielen Freunden trinken möchte. Das möchte ich eigentlich nicht, jedenfalls nicht mit Freunden, dafür ist mir der Wein viel zu schade.
Ziemlich moderne Einstellung, genau wie der Wein, ein moderner Tempranillo, ein moderner Rioja soll es wohl sein? Ja und nein. Ich bin da wieder mal nicht ganz der gleichen Meinung wie der
'Offiziellen'. Wenn ich das Tröpfchen mit einem Klassiker vergleichen sollte, würden mir doch schon einige geschmackliche Parallelen auffallen. Auch die Geschichte wie die Hand auf das Logo kam
ist modern aber sie könnte genauso eine uralte sein.
Der Wein. Er ist dunkel, er ist rot, er klebt wie schwere Tränen an der Glaswand fest, er ist einfach wunderschön. Er riecht wie so ein knallbunter Schleckladen aus der Kindheit. Wie hieß diese
Bäckerei noch? Da wo es außer Bohnenkaffee, Brot & Co auch noch all diese vielen süßen Sachen gab welche meine Kinderaugen zum Glänzen brachten. Keine Ahnung, Stärkebäck oder so? Auf jeden
Fall kommt es mir so vor als würde ich grad in diesem Laden stehen. Der Wein duftet nach getrockneten Orangen, Johannisbeerbonbons, Kola Brause, Lakritze, Mohrenköpfe, und alles was man noch für
Glühwein so an Gewürzen gebrauchen kann. Ganz viel vom Sahnekaramell, Dosenmilch, Rote Grütze Lolli, Backpflaumen und süßen Brötchen. Aber dann, nach ein paar Minuten wird der Rotwein doch
irgendwie auch Erwachsen, da ist es, da ist der Duft der einen modernen Rioja zu einem Klassiker machen kann. Der herbe Kräuterzweig, die Bitterschokolade, der Kaffee und dann endlich das Holz!
Ganz schön und brav rauchend fackelt das Holzfass direkt neben dem Candy Shop ab, nicht zu viel und auch nicht zu wenig, einfach genial. Der Wein riecht und schmeckt jetzt einfach nach einem
richtig gutem Rioja. Um mal was klar zu stellen, auch wenn es sich so anhört, das ist kein Süßer. Der Kerle ist nicht so ganz hart mit seinen Tannin unterwegs, dafür hat er einen richtig großen
Kofferraum. Es ist schön sauer ausgebaut aber er ist vor allem Staubtrocken. Der Wein ist einfach genial, er schafft einen Spagat zwischen verspielten Kindheitserinnerungen von Jahrmarkt und dem
richtig Erwachsenen Gran Reserva. Der geht einfach nicht mehr weg, diese Aromen Vielfalt klebt dir nur so am Gaumen und im Gedanken fest. Er hat alles was ein guter Rioja braucht, ganz großes
Kino. Moderner Rioja bedeutet aber auch, dass der Wein bei Auslieferung bereits trinkfertig ist. Tipp, ich würde den aktuellen 2011er/2012er, auch wenn er jetzt schon ziemlich genial schmeckt,
doch noch zwei bis drei Jahre auf dem mit einer Hand geprägtem Korken liegen lassen.
Alkohol ist dementsprechend auch vorhanden, 14% bringt er auf die Waage. Da du die Flasche eh komplett leeren wirst, reicht das auch mal so richtig gut aus. Wie dein Kopf und dein Sprachzentrum
dann damit umgehen ist wieder die Sache mit dem wie du grad so drauf bist. Der Wein hat bei mir viele gute und weniger schöne Erinnerungen ausgebuddelt, er ist aber auch dann auch sehr fair und
spendet dir Trost.
Die Ernte der Trauben und die Herstellung liegt total in Handarbeit. Ich war selber vor Ort in den für die Region Rioja schon eher ungewöhnlichen Weinbergen, da geht so gar nichts mit Maschinen.
In der fertigen Flasche sind an Trauben 90% Tempranillo & 10% Graciano drin. Die Flüssigkeit verbringt je nach Jahrgang so um die 16 Monate im neuen amerikanischen Eichenfass, dann muss er
noch um die 2 Jahre in der Flasche abwarten. Also so gar nicht die klassischen vorgegebenen Reifeangaben der üblichen Riojas, steht ja auch so nicht auf dem Etikett. Ich würde ihn von seinem
Wesen aber trotzdem irgendwo zwischen Reserva und Gran Reserva einstufen.
Bezahlt habe ich gar nichts auf der Bodegas. Beim Internetdeal lag jede Flasche 2011er beim Schnäppchenpreis von schlappen 31€, plus Porto.
Jetzt bin ich ihr in den letzten Monaten schon einige Male über den Weg gelaufen, dieser netten Winzerin. Ich bin ja nicht blöd, trotzdem lasse ich mir immer wieder gern erklären wie und woher
der Name des Weinguts stammt, wie er zusammengesetzt wurde. Ich finde das witzig, hat schon was. Von den Weißweinen durfte ich ja auch schon ein paar Mal probieren. Danke nochmal an einen
Weindealer für das Probepäckle. Den Roten hab sie aber bisher noch nicht rausgerückt. Komisch? Was erwartet mich? Ein Hammerwein oder Schrott? Wie auch immer, ich habe ein paar Flaschen vom Roten
geschnappt, woher bleibt vorerst wieder meine Sache. Die Flasche? wie die eines Brot und Butter Weins, ganz einfach gehalten, keine Versiegelung des schönen Korkens, aber sie wirkt edel gemacht,
weckt Neugierde, auch das hat was. Also gut, was erwartet mich? Ich bin schon irgendwie Rattenscharf auf den Spätburgunder, habe ja auch lange auf ihn warten müssen. Mal vorneweg, ich suche schon
lange nach einem guten trinkbaren Spätburgunder, das ist schon fast eine Lebensaufgabe geworden. Späßle, aber manchmal trinke ich einfach gerne ein oder zwei oder ... drei Gläser davon. Was genau
erwarte ich von einem deutschen Pinot Noir? Ehrlich gesagt erwarte ich das Gleiche wie von einem Franzosen, nichts, ich erwarte nicht viel. Das ist eben alles wieder nur die reine
Geschmackssache.
Der Edelstein verzierte Wein ist ganz straight, ganz hell und klar im Glas. Er riecht in etwa so wie ein Spätburgunder halt so riecht, nur nicht genug, mir wirkt er auf den ersten Eindruck ein
wenig zu flach auf der Brust, auch wenn ich das irgendwie schon mal mag. Es ist halt kein Übergewichtler, es ist ein durchdacht leicht gestylter junger Wein. Ein wunderschönes Kirchenfenster hat
er. Ich habe mal gehört, dass junge Winzerinnen total darauf abfahren, wenn man das erwähnt. Sonst ist der hellrote Saft in jeder Beziehung also eher, ja schon sehr zurückhaltend. Das stört aber
überhaupt nicht, der Wein ist schon ganz gut geworden. Ich lasse ihn einfach noch eine Weile schnufe, es passiert nicht mehr sehr viel. Ein wenig von der arttypischen Säure und relativ trocken
ausgebaut. Wunderschöne Früchte, etwas undefinierbar welche genau aber ganz schön viel davon, nur ganz wenig Holz, ein Hauch ganz heller Vanille, das passt alles gut zusammen. Ein astrein gut
gemachter Pinot Noir, mir vielleicht ein bisschen zu französisch flach, aber echt gut. Der Wein nervt nicht, er hat keine Starallüren, er ist ganz ohne Schnickschnack, er hat keinen Billigwein
Nachgeschmack.
Ich schlappere grad Flammekueche zu meiner dekantierten Flasche, das geht ganz gut, harmoniert. Zum Nachtisch hole ich mir einen Erdnuss Schokoriegel aus dem Kühlschrank. Wie kann man nur? Ich
mache das ganz gerne, Schokolade zum Wein. Hey, was geht denn jetzt ab, abgefahren, der Schokoriegel holt so richtig viel Holz (nice) und ganz leicht spürbar etwas von dreckigem Rauch (very nice)
wo der jetzt auch immer herkommt aus dem Hellrot. Das macht jetzt richtig viel Spaß den Wein zu trinken. Schade dass mein dreiviertel Liter langsam alle ist, eine weitere Flasche aufzuziehen wäre
aber jetzt nicht so gut für mich und meinen Kopf. Mit 12,5% Alkohol ist er jetzt nicht so üppig, aber es genügt durchaus.
Fazit: Der Wein ist gut, er schmeckt, mir schmeckt er. Ein nach französischem Vorbild gemachter Spätburgunder, nicht mehr, nicht weniger. Ich denke, also ich weiß es mittlerweile, es ist auch so
von der Weinmacherin beabsichtigt. Der Wein ist genau so wie er geworden ist, tolle Einstellung. Wirklich günstig ist er allerdings nicht, die Flasche 2014er liegt im Handel bei Glatten 19€. Das
ist schon eine Preisliga in der es selbst die etwas berühmteren Französischen schwer haben. Brutal viel Geld für einen Spätburgunder der iPhone Generation, wenn man so gar nicht weiß was auf
einen zukommt...und dann doch so positiv überrascht wird. Übrigens hatte ich überhaupt kein Kopfweh nach meiner getrunkenen Flasche, very nice!
Was ist das denn? Was soll der Quatsch? Ein Pilgerwein? Wenn du zum ersten Mal auf dem Camino unterwegs bist, dann kaufst du auch bestimmt so etwas? Als ich das erste Mal auf dem Camino war gab es so einen Wein nirgendwo zu kaufen. Ich kannte diesen Wein einfach nicht, keine Chance an diesen Touriwein ranzukommen, also wenn ich gewollt hätte, wenn ich überhaupt von dem Wein gewusst hätte. Das liegt wohl daran, dass ich eben nicht den offiziellen Camino Frances gelaufen bin. Ich bin ja mittlerweile auch etwas erwachsener geworden, heutzutage, hm, ja ich würde mir ein oder zwei Flaschen genehmigen. Also wenn ich gerade auf dem Camino unterwegs wäre und von der Existenz eines solchen Weines wüsste.
Wie auch immer, irgendwann ein paar Jahre später finde ich dann genau diesen Wein, von dem ich gar nicht wusste das es ihn überhaupt gibt, im Kaufhausregal. Ach was soll's, komm gib dir einen
Ruck und kaufe das Zeug. Die Flasche sieht schon witzig und etwas kitschig aus. Eine Straßenkarte von einem Weg, von einem wo ich noch nie war. Bang! und ich bekomme jetzt gerade Heimweh nach
genau dem Camino auf dem ich noch nie war. Das ist gar nicht so schlimm, das habe ich schon dreimal pro Tag. Getrunken habe ich den Wein erstmal nicht, erst ein paar Jahre später drei Flaschen
beim Aufräumen gefunden. 2006 steht auf der Flasche, jetzt haben wir Ende 2011. Der ist bestimmt noch trinkbar? Komische Stimmung und eine etwas doofen Mittrinkbegleitung, glaube der Wein war gut
aber ohne Erinnerungspotential.
Ich schreibe jetzt über die Flasche 2006er Mencia die ich Anfang 2014 getrunken habe. Boy oh Boy, aber was ist das denn? 100% Mencia aus der Bierzo, das mag ich ganz gerne, manchmal aber
überhaupt nicht. Aber das? das riecht ja gigantisch gut, Rock 'n Roll. Ich bin so was von begeistert von der rubinroten rostigen Brühe. Er ist ein wenig getrübt, der Kerle hat wohl keine
Eiweißspülung mitmachen müssen, das merkt man auch an der angenehmen Säure. Es handelt sich nur um einen Crianza, nicht etwa um einen Reserva oder gar um einen Gran Reserva, auch wenn er wie
letzteres rüberkommt. Das ist ja die pure schwarze Johannisbeere im abgefackelten Sägewerk. Ordentlicher Rauch, Zigarrenkiste und ganz tief schwarze Vanille. Krasses Tannin, so staubtrocken dass
es dir alles zusammenzieht. Dann modrige saftige Frucht, Johannisbeeren und vor allem Brombeeren, und so gar keine von mir erwartete Kirschen, einfach Geil. Der schmeckt mir, genau so abgefahren
und rotzig kratzig wie er ist. Bissl alkoholisch kommt er rüber, dabei liegt der laut Etikett bei schlappen 13,5%, Der Alkohol ist ziemlich stark in der Nase, aber glücklicher Weise nicht im
Sprachzentrum zu spüren. Kann sein dass die Flüssigkeit schon ein paar Jahre zu lange auf dem Buckel hat. Gar nicht so vom Winzer wie halt für einen Mencia typisch dafür gemacht wurde überhaupt
so alt zu werden. Der Wein hat die eigentlich zu lange Zeit (zum Glück für mich) gut überlebt. Ich kann es nur noch mal sagen, ich bin begeistert. Hätte ich den Wein damals als er als ganz Junger
in den Handel kam getrunken, vermute mal, dann hätte ich ganz bestimmt einen Tourikirschsaft getrunken, welcher mir dann so gar nicht zugesagt hätte.
Bezahlt habe ich um die 12€ pro Flasche. Drei hatte ich davon, zwei ausgetrunken. Die dritte Flasche ist mittlerweile schon dreimal mit mir umgezogen, gut behütet wie ein kleiner Schatz und
mittlerweile mit under neck Füllstand. Etwas Kummer plagt mich, es ist bestimmt kein Lagerwein, ich sollte ihn ganz bald öffnen und genießen so lange es noch geht bevor er kippt. Auf der anderen
Seite will ich den Wein schon noch etwas länger im Orginalzustand haben, was soll ich denn auch mit einer leeren Flasche? Meines Wissens gibt es wohl eine ähnliche Neuauflage des Weins mit einer
etwas unspektakulären Ausstattung, einem etwas biederen Design, einer der Gründe warum ich den Wein überhaupt gekauft hatte ...to be continued ...
Vorab: Entschuldigung! Normalerweise würde ich so ein Produkt niemals zutexten, aber ich hab mich wirklich brutal geärgert.
Interessantes Cover? Mit interessant meine ich jetzt was soll denn das sein? Bin ein wenig hin und hergerissen ob ich dieser Aufmachung verfalle und mich kapern lasse oder meiner Vorahnung freien
Lauf lasse und einfach dran vorbei laufe. Scheiß drauf, es sind ja nur knappe 12 Euro. Daheim schaue ich mir das Cover mal genauer an. Ist das jetzt die pure Ahnungslosigkeit, böse Absicht, oder
gar die Assoziation ein Cuvée bildlich darzustellen? Ich erkenne auf Anhieb gleich drei Piraten die schon mal gar nicht zusammen passen. Den Piraten Klassiker schlecht hin, die Schiffskochfigur
aus dem genialen Buch von Robert Louis Stevenson. Das Original Fläggchen eines eher unbekannteren Piraten namens Jolly Roger, benutzt eh fast jeder weil es halt nett piratisch aussieht. Als
Dritter im Bunde findet sich der amtierende Hollywoodpirat im Original Schriftzug und ähnlichen Worten wieder. Das passt alles wie gesagt schon mal gar nicht zusammen. So etwas kann durchaus
Interesse heben, mich regt es aber irgendwie grad auf...
Die Flasche verschwindet irgendwo im Keller, bis sie irgendwann beim Aufräumen wieder in meine Hände fällt. Ach was soll's die zweite. Auf Trinktemperatur bringen, also ab in den Kühlschrank mit
der Flaschenpost. Ein Weißer aus Roten soll es wohl sein, etwas von Cuvée steht da auch noch? Aber woraus denn? Keine Information zu finden. Okay, das bezieht sich dann ganz bestimmt auf die drei
so gar nicht miteinander harmonisierenden Piraten? Etwa ein Schatz? auf jeden Fall Geheimnisvoll. Sorry, langsam bekomme ich Angst. Ist das jetzt eine Art Hilfeschrei ganz nach dem Motto wie
bekomme ich meinen Wein verkauft, wie vermarkte ich den? Das hätte dieses Weingut doch auch gar nicht nötig.
Ich stelle mir vor wie der ganz schön teure Wein schmecken könnte. Ich vermute alleine vom Cover her eine Aromakanone in der Nase und Süße am endlosem Horizont. Jetzt aber raus mit der Sprache
und lüfte dein Geheimnis, wie riechst du? wie schmeckst du? Ich könnte das jetzt abkürzen und auf ein Wort beschränken mach ich aber nicht, ich fasse mich einfach kurz. Ich rieche da nichts
Bekanntes und Spezielles raus? Ein schwacher Geruchsbrei aus allerlei Unbekanntem, irgendwie aus gar nichts? Der glasklare güldene Saft riecht stark nach Alkohol und einer runtergefahrenen
Mischung aus dem Moninschrank. Ich vergesse einfach mal die alberne Banderole, versuche mich mit viel Zeit und ohne Ablenkung auf den Geschmack zu konzentrieren. Vom Holzfass geküsst steht da
noch auf dem Cover? Ein Zungenkuss war das jedenfalls nicht, vielleicht grad mal wenn überhaupt ein nichts sagendes Begrüßungsbusserl, da ist weit und breit kein Holz im Fernrohr. Und schmecken?
raus mit der Sprache. Tja, das ist ja sowieso so eine Sache, ich vermute der schmeckt bestimmt ganz vielen, Punkt Punkt Punkt, mir schmeckt er nicht, ganz einfach weil ich gar nichts schmecken
kann.
Ich benötige Hilfe und frage einfach mal Jemanden um Rat. Von meiner Recherche kann ich dann nichts in der Flüssigkeit wieder finden, weder etwas riechen noch etwas schmecken. Sorry, diese
geheimnisvolle und fantastische Top Cuvée ist leider nicht so ganz mein Ding. Schlecht machen will ich den Wasserwein nicht, mir persönlich sagt er halt einfach gar nicht zu, oder auf gut
deutsch: das ist richtig S??ei?e. Ich bin auch nicht wirklich enttäuscht, hätte nur einfach wieder mal auf mich hören sollen.
Silly Eyecatcher? Das Cover ist eins von der Sorte, oder ist da doch was gutes drin? Gesehen hab ich die Flasche wohl schon einige Male, aber zum Probieren gekommen? Na ja, wie gesagt, was ist
das wohl, ist es das Wert? Was mache ich heute noch, es schneit und regnet gleichzeitig, es ist saukalt und einfach nur ungemütlich draußen. Also auf dem Heimweg noch schnell ab zum Weinhändler
bevor der um 24:00 Uhr zusperrt, es geht nichts über diese schönen langen Öffnungszeiten, Österreich halt. Unter anderem hatte ich dann eine Flasche JFGW in meinem Einkaufskorb.
Ab nach Hause, raus aus den nassen Klamotten und raus mit dem Korken. Der Traubensaft fließt samtweich und ganz schön dunkel ins Glas. Dunkelrot, Violett, Rubin und Kirschfarbig, leicht trüb ist
der Wein. Es handelt sich ja auch um einen Organic Wine, und der macht auch noch zusätzlich 'vegan' von sich Werbung. Das habe ich überlesen, aber das bedeutet ja erstmal auch nichts, weg mit den
negativen Gedanken an meine vegane Erfahrungen. Mein erster Gedanke in der Nase ist süße weiche Vanille und neu gesägtes Holz. Stehe ich im Wald? erdige Düfte von Walderdbeeren, Blaubeeren und
einem Hauch von feuchtem Waldboden. Very nice. Etwas Brombeere, mag ich eigentlich nicht, hier riecht sie aber ein wenig verwegen, kommt auch noch mit dabei, das geht. Mir ist es momentan noch
saukalt und meinem Wein geht es vom Schneeregentransport doch genau so, also einfach noch eine Weile abwarten, aufwärmen. Irgendwann bin ich alleine schon vom Riechen leicht beduselt, also runter
mit dem Zeug. Wow, that's f### good. Das steht ja auch so ähnlich drauf auf der Flasche. Kräftiges Kerlchen habe ich da erwischt, super fruchtig und aromatisch, schöner Wein. Einen Ticken
trockener dürfe er schon noch sein, nee? es passt doch alles ganz gut zusammen, schönes Holz und ordentlich Tannin, tiefenentspannt aber doch voll da. Der Wein wirkt sehr vital, die Power vom
Cabernet kommt auch gut durch. Ein besonders eleganter Wein ist es nicht unbedingt, er ist satt und saftig und er ist vor allem sehr harmonisch. Irgendwas zwischen 'Schöner Wein' und 'Dirty
Wine', von beidem etwas und von beidem nicht genug. Er ist nicht zu wild und nicht zu brav. Er ist halt einfach witzig und gut zum wegtrinken, auch oder besonders wenn einem so richtig kalt ist.
Recht langer Aromatischer Nachhall und so überhaupt keine Nachwehen...Very Nice Wine.
Meine Flasche zeigt den Jahrgang 2014 an, der Alkoholgehalt liegt laut Etikett bei 14,5%. Das kann ich nicht penetrant rausriechen, heute kann ich das deutlich spüren. Die Trauben werden nach
streng biologischen Richtlinien aufgezogen und gelesen. Handgepflückt, sortiert und im Edelstahl vergoren. Für 14 Monate geht es in neue französische Eichenfass. Geschönt werden die Weine
ausschließlich mit Bentonit und Erbsenprotein, also absolut und zu 100% Vegan, gut wenn man das braucht.
How much? 11,99€ habe ich für die Flasche beim Fachhändler in Salzburg bezahlt.
Ein weiteres rein biologisches Mitbringsel aus Österreich, schon wieder, ob mich die Faszination und meine Erinnerungen jemals loslassen? Mit dem Wein an sich klappt das schon mal gar nicht, die Ösi Weine interessieren mich seit einiger Zeit immer mehr.
Diese Flasche hat mir einfach mal wieder gefallen. Ich habe nicht den geringsten Schimmer vom Inhalt, noch nie was vom Winzer gehört. Die Traube ist auch nicht unbedingt eine von der man sagen
könnte, klar doch, kenne ich, die ist nämlich ziemlich unbekannt. Das reizt mich halt wieder. Auf der Flasche steht: 'Trauben, Liebe und Zeit', all the liveliness of our symbiotic vineyards with
solicitous working pleasure is in this bottle'. Das sagt doch schon alles? So ähnliche Texte gibt doch irgendwie jeder Winzer von sich. Der Wein nennt sich aber auch Karmin, also Schildläuse? Ich
werde von der Weinhändlerin beruhigt, es geht wohl nur um die Farbe. Drei Sorten des Weinguts hat sie im Regal stehen. Ich befolge brav ihren Rat, entscheide mich für den in der Mitte. Wenn ich
wirklich etwas Ausgefallenes suche und auch noch etwas Mut zum Außergewöhnlichen zeige, dann solle es der Rosé sein. Scherzkeksin :-)
Und wie ist er so, der Wein? Er tröpfelt langsam in hellem Pink und doch Katzengrau ins Glas. Wie schon gesagt ein hundertprozentiger Biowein. Es sieht nicht wirklich lecker aus, die Farbe ist
witzig, zusammen mit der Trübung aber eher Abschreckend, oder gar Unappetitlich? Erinnert mich ganz stark an Quittengelee bevor es langsam glasklar wird, fehlen nur die kleinen Punkte von der
Vanilleschote. Um aufs Brot zu schmieren ist der Traubensaft aber dann doch etwas mager, davon abgesehen wollte ich den Wein ja auch nur trinken.
Das Erste was mir beim ersten Riechen durch den Kopf geht ist Sauerkraut. Alles in meinem Körper zieht sich grad zusammen, muss mich erstmals schütteln. Das habe ich jetzt gar nicht erwartet. Das
Sauerkraut geht mir überhaupt nicht mehr aus dem Kopf. Es ist ein Geruch von dem Sauerkraut wie ich es manchmal ganz gerne abschmecke, so mit unter anderem ganz viel Vanille, Tonkabohne, weißem
Pfeffer, Thymian, Minze, Zimt und Creme Fraîche. Ich mag den dadurch entstehenden ungewöhnlichen Duft, aber im Weinglas? Der Wein fliest samtig runter, er ist heftig sauer, eine ziemlich geile
Säure, mein Gaumen muss ganz schön hart arbeiten. Mineralisch, ja das ist er, brutal, und ziemlich schnell wird mir klar was die Weinhändlerin damit meinte. Opulent, füllig aber auch wieder total
filigran. Er schmeckt ganz anders wie durch den Sauerkrautduft erwartet, rassig und würzig, aber er hat auch was von erdigen süßen Beeren, Kräutern und ein klein wenig Holz, nicht viel, aber es
passt dazu. In meine Nase kommt langsam eine Mischung aus explodierten Krachern und frisch gekochter Erdbeermarmelade. Boy oh Boy ist das ein schräger Wein. Da ist auch noch was Düsteres,
so etwas wie mit der Microplane fein geraspeltes Kardamon? Nelke? Ich weiß es nicht. Ich habe mir echt viel Zeit für diesen ungewöhnlichen Wein genommen, muss aber passen, mehr wie zwei Gläser
sind einfach nicht drin. Das ist einfach zu viel Arbeit für meinen Geschmackssinn. Der Wein ist fordernd und ziemlich ungewöhnlich, schräg halt, aber Geil. Das Zeug hat was! Kein leichter
Terrassentauglicher Kommerz Rosé, das ist einfach mal was ganz anderes...
Zur Traube, die nennt sich Blauer Wildbacher, alles klar? Eine uralte Rebe. Angebaut wird sie hauptsächlich noch in Österreich, ganz vereinzelt auch mal in Deutschland und Italien.
Der Alkoholgehalt meiner Ausführung aus dem Sonnenreichen Jahr 2013 liegt bei 12,5%, das klingt locker leicht und lässt sich eigentlich gut trinken, wenn denn nicht das Sauerkraut im Hinterkopf
wäre. Die ziemlich reifen Trauben werden von der Hand verlesen und auch nur die ganz Gesunden schaffen es durchzukommen. Etwas um die 4 Stunden auf der Maische und nach dem Pressen geht es für
ein Jahr ab ins gebrauchte 500 Liter Holzfass aus Eiche und auch etwas davon in Akazie. Keinerlei Manipulation, null Zusatzstoffe, die Natur pur, das sieht man dem Wein auch gut an, das schmeckt
man auch. Gekauft habe ich den Wein in einem klitzekleinen Weinladen in Salzburg. Die Flasche hat mich 25€ gekostet, also 45€ weil ich Zweie davon gekauft habe, kleiner Rabatt ;-)
Und nu? Habe drei Tage gebraucht um meinen dreiviertel Liter auszutrinken, jetzt reicht es mir aber auch erstmal. Das ist Definitiv das Schrägste was ich bisher an Rosé getrunken habe. Auf gar
keinen Fall ist das ein Alltagswein. Auf gar keinen Fall ist das ein Wein für diejenigen die absolut gar keine Ahnung habende Generation der Terrassenhocker. Auf gar keinen Fall ist das ein Wein
für die Typen die auch offiziell Ahnung haben. Aber warum denn nicht?, weil das ist einfach kein Rosé ist wie man ihn erwartet.
Auf jeden Fall ist das ein Geheimtipp für die paar Leut die den Mut und die Lust und die Zeit dazu haben. Die Zeit die ich mir genommen habe war auch berechtigt, die habe ich gebraucht. Ich habe
versucht mit dem Wein klarzukommen oder er mit mir? Wie auch immer, wir sind gut miteinander zurecht gekommen und werden uns ganz bestimmt bald wieder mal zusammensetzen.
Heute, also damals bin ich schlappe 50km durch die brütende Hitze Nordspaniens gelatscht. Total fertig checke ich in einem kleinen Hotel ein. Typisch für mich, ich bin der letzte der sich um halb
elf als einziger auf der Terrasse niederlässt. Bring mir doch irgendeinen Rioja zu meinen Foie Gras Montaditos. Dekadent ich weiß, aber es gibt nichts anderes mehr zum Essen. Ich habe nichts
besonderes erwartet, nur etwas Rotes damit ich gleich gut einschlafen kann. Eingeschenkt bekommen habe ich eine dunkle purpurfarbene Flüssigkeit, die eigentlich viel zu kalt war. Hab ich wohl
vergessen zu sagen, in Spanien kannste halt zwischen normal oder frio wählen. Meine Kellnerin ist genau so schnell mit der Flasche verschwunden wie sie damit angestrampelt kam. Konnte nur etwas
goldenes vom Etikett erkennen.
Boar eh, das schmeckt aber gut, der Wein gefällt mir. Bärendreck ohne Ende, ganz viel Holz, Tabak, Teer, richtig viel von tief schwarzer Vanille und Furztrocken. Das Glas habe ich jetzt irgendwie
viel zu schnell geleert. Meine Kellnerin kommt Gottseidank mit der Flasche zurück, lächelt mich an und lässt mir nach dem Nachschenken die ganz Flasche da. Ob sie mir das angesehen hat, das wie
gut mir dieser Wein grad schmeckt, beziehungsweise gleich noch schmecken wird?
Ich versuche dann beim zweiten Glas irgendetwas genaues aus der mittlerweile auf Rotweintemperatur gekommenen Flüssigkeit zu schmecken. Keine Chance, da ist so viel zum schmecken drin. Der
hübsche an der Glaswand klebende Crianza ist einfach nur brutal fett, strotzt nur so vor Frucht, cremig & trocken, sexy & Geheimnisvoll, aber vor allen Dingen ist er unheimlich lecker.
Würde mal sagen, für einen Crianza ist er mir im Moment viel zu fett, grad viel zu anstrengend für meinen Gaumen, trotzdem geil. Genau das was man nach einem langen heißen Rucksacktag braucht,
nein eigentlich nicht aber mir tut er gut.
Apropos fett, meine Flasche ist völlig leer, ich bin glücklich, ein wenig beduselt und langsam bekomme ich eine gewisse Bettschwere. Ich bekomme Besuch an meinem Tisch, meine dicke
Kellnerin der auch dicke Koch und eine zweite Flasche Wein gesellen sich zu mir. Viel bekomme ich vom Rest des abends nicht mehr mit, mein spanisch funktioniert in diesem Zustand nicht mehr so
gut. Das Geschwisterpärchen leitet das kleine Hotel und sprechen einen ganz fiesen Dialekt. Wobei das Mädel immer wieder mit etwas englisch den Fachvortrag ihres Bruders zu übersetzen versucht.
Ich rieche der weil total fasziniert immer wieder an meinem Weinglas und trinke halt auch eine Menge davon. Was ich mir noch gemerkt habe war: es ist ein reinrassiger Tempranillo mit nur 13,5%
Alkohol, gereift in amerikanischer Eiche, alles Handarbeit und der Winzer wäre ein Freund von den Beiden. Er hätte das Weingut erst vor ein paar Jahren von seinem Vater übernommen, macht nur ganz
wenig Weine, hat aber mittlerweile sein ganz eigenes Flaschencover. Das klingt aber ganz nach: Du darfst hier ein bisschen Wein machen aber der Chef bin immer noch ich? Egal, ich finde Xavier hat
mit diesem Crianza einen guten Wein gemacht.
Am nächsten morgen standen läppische 12€ für die Flasche Crianza auf der Rechnung. In Verbindung mit dem netten informativen Abend ein echtes Schnäppchen. Die zweite Flasche ging dann wohl
aufs Haus. Die dritte Flasche? Ja was weiß denn ich? Dank genauer Recherche und der Prime Lieferung kamen rechtzeitig zu meiner Rückkehr nach Deutschland sechs Flaschen zu Hause an. Bezahlt habe
ich 7,99€ pro Flasche. Gehalten haben die allerdings auch nicht so lange, die gleiche Trinkfreude wie damals in Villaviciosa.
Update: Zwei Jahre später habe ich wieder bei dem netten Geschwisterpaar Unterkunft bekommen, den Wein gab es diesmal nicht, es gab einen Anderen, viel zu Essen und wieder viel nettes Gequatsche in zig Sprachen... nice!!
Der rechte Zeitpunkt, den man nicht verstreichen lassen darf. Die Liebe auf den ersten Blick, eine einmalige Gelegenheit, diese eine einmalige Chance, der Moment der Erleuchtung. Im Herzen eines
jeden Kairos steckt ein Rätsel. Jeder Moment ist Ewigkeit und Ewigkeit ist jeder Moment. Kairos meint den Gipfel des glücklichen Augenblicks.
Wie kam ich zu diesem Wein? Wieder einmal auf der Pro Wein, schon recht spät und kurz vor Torschluss, quasi wieder mal am letzten Stand. Das ist so eine Sache mit mir und den schönen Dingen,
seien sie auch noch so versteckt, sie ziehen mich einfach magisch an. Der männliche Betreiber des Weinstands ist mir recht unsympathisch, was ich vom weiblichen Teil so gar nicht behaupten kann.
Der Typ hat einfach keine Ahnung, die Mädels dagegen schon, sind aber halt Mädels und dürfen wohl keine haben?... Die Zeit ist jetzt einfach auch zu kurz um ins Geschäft zu kommen, schnell
probiert, gut, toller Wein. Noch schnell zum Winzer gehuscht, gut, aber der spricht nur italienisch und hat eigentlich auch schon Feierabend. auch Gut? und nu? Jetzt kommt die Sache mit der Liebe
auf den ersten Schluck. Der Wein geht einfach nicht weg, er hängt den ganzen Abend auf der Zunge fest. Ich muss diesen Wein einfach haben. Wenn ich den nicht bekomme, und das ganz schnell, dann
drehe ich durch.
Ab nach Frankfurt, nach einem dieser langen 'gehenwirSchuhekaufenTag' habe ich dann zur Besänftigung meiner Nerven 6 Flaschen von genau dem Wein (allerdings zwei Jahrgänge älter als der auf der
Messe probierte) im Kofferraum. Yippie, ich habe ihn.
Und nun etwas genauer zum Wein, ich versuche mir Mühe zu geben. Es handelt sich nicht etwa wie der Name vermuten lässt um einen Griechen, eher um einen Italiener. Auf dem Etikett finde ich auch
nichts von wegen Amarone, er wird aber wie einer in Veneto gebraut. Das Etikett gleicht genau so wie sein Inhalt einem Flickenteppich. Wir reden hier über was ziemlich ungewöhnliches. Tiefes
violett in der ganz großen Kathedrale, gewaltige fast schon erschlagende Frucht, umwerfend und irgendwie das Göttliche in der Nase. Ewiges Holz, dunkle Schokolade, Tabak und Vanille und Zimt. Und
Zimt ist scharf, ganz klein wenig kann man das auch spüren. Wer Zimtblüten kennt der weiß wovon ich rede, nicht etwa von billigem penetrantem Zimtzucker sondern von Zimtblüte. Man erahnt es, wird
aber nicht davon erschlagen. Das alles zusammen mit der Kraft der Restsüße und dem trockenem Wüstenstaub, das hat was, das ist schon Klasse! Säure? ja durchaus hat er Säure, aber eine wie für die
Ewigkeit gemacht, der Wein hat Lagerpotential ohne Ende. Genau so viel wie er auch ewig präsent ist und bleibt, über Stunden. Wie er jetzt genau schmeckt ist verdammt schwierig zu Beschreiben,
der Wein ändert sich mit jedem Riechen, jeder Schluck hat nichts mit dem vorherigen Schluck gemein. Der Wein ist überwältigend, er umarmt dich erstmal so richtig warm und vollbusig bevor er
anfängt deine Sinne aber richtig zu ärgern. Den Wein trinkst du einfach auf mehreren Ebenen. Mit jedem Schluck wird er rätselhafter, komplexer und auch immer filigraner, er spielt einfach mit
dir. Ein absolut geiler Hammerwein, ein verwirrendes Geschmacksmosaik für deine Seele. Ein richtig schön designtes Wirrwarr aus Früchten, Blüten, Kräutern und erdigen Mineralien und halt
ordentlich Holz vor der Hütte. So brutale Weine wie diesen muss man schon mögen, zum Glück für mich das es so einen Wein gibt, und er auch nicht überall zu bekommen ist.
Zurück zum Flickenteppich und zum dem etwas ganz Besonderem, zu den Reben. Hier reden wir mal über ein klitzekleines Cuvée von mindestens 11 roten und 4 weißen Trauben. Beim 2006er, 2009er und
beim 2010erJahrgang waren es sogar 16: Garganega, Trebbiano Toscano, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Corvina, Corvinone, Rondinella, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syraz,
Teroldegeo, Croatina, Oseleta, Sangiovese, Marzemino.
Die Patchwork Familie wird dann auch noch ganz nach dem Amarone Verfahren gebraut. Ganz leger verharrt der Saft für 36 Monate in der Französischen Eichentonne, bevor er dann noch ein langes Jahr
verkorkt chillt. Ich habe ja manchmal wirklich nichts gegen hochprozentige Weine, die untertrieben angegebenen 15% liegen gefühlt und geschmeckt schon locker bei 17-18%. Macht aber gar nix. Du
wirst dich sowieso nicht gegen den Wein wehren können, wenn du ihn angetrunken hast willst du genau wissen was da noch passiert. Da muss man halt dann durch.... Bezahlt haben wir für die
letzten sechse vom 2006er so um die 50€ pro Flasche. Ein echtes Schnäppchen, der Weindealer wusste wohl auch nicht was er da verkauft, oder er war froh ihn los zu sein weil ihn keiner gekauft
hat? Für die Jahrgänge 2009 & 2010 musste ich (offiziell) schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Die Flaschenpreise liegen je nach dem wo man kauft zwischen 40-90€. Schmecken auch noch
nicht ganz so genial wie der 2006er, die brauchen halt noch ein wenig mehr Zeit in der Flasche. Sollte ich die nächsten fünf Jahre überleben, würde mich schon interessieren wie sich das Weinchen
in seiner Flasche entwickelt hat, J. ...to be continued...
Da muss ich erst mal wieder nach Österreich cruisen um einen erwähnenswerten Wein zu finden, einen der mir so richtig gut schmeckt. Weiß der Geier wie die eine Flasche da hin gekommen ist? Ich
habe damals den 2013er Jahrgang einfach nur verschlungen, ihn als Geheimnis im Gedächtnis behalten und wie das mit Geheimnissen so ist einfach nicht mehr daran gedacht wieder nach ihm zu suchen,
ich Depp.
Per Zufall in meinem neuen Lieblingsladen stand sie da, diese Flasche, also stand sie nicht, weil das Regal völlig leer war, sold out. Da fällt mir nur ein anderer Weinhändler ein & Schwupps
da war sie, eine Musterflasche.
Um es ganz kurz zu machen, um alles in ein Wort zu fassen: Göttin. Das ist schon ein sehr eigenwilliges Weinchen, ein Elixier, eins das dich verzaubern, verwirren und einfach nur glücklich machen
kann, mich zumindest. Eigentlich sollte ich gar nichts über diesen goldgelben Riesling schreiben, je mehr davon erfahren, desto weniger bleibt für mich von dem eh schon raren Saft übrig. Es
stimmt einfach alles, die Ausstattung der Flasche, sowie deren Inhalt. Ziehst du den Korken raus, dann musst du erst mal über das Brandmal schmunzeln. Riechst du aber an dem Goldstück wenn er
endlich im Glas ist, dann haut es dich fast um. Das erste was ich rieche ist dieser unwiderstehliche Geruch von brennendem Verdünner wie man es von vereinzelt von Süßen kennt. Das rieche
wahrscheinlich wieder nur ich, ist ja auch egal, auf jeden Fall ist das etwas das Weißwein für mich erst so richtig interessant macht. Das bleibt aber leider nicht lange, es geht ziemlich
zügig weiter, du bekommst dermaßen die Nase mit Aromen zu gedröhnt. Ich denke an gerade abgeriebene Mandarinenschale und an überreife Zuckermelone wo man schon durch die Schale riechen kann wie
sie ist wenn man sie anschneidet. Da ist Frische, aber nicht ganz so viel Frucht wie erwartet. Aprikose? ja, Pfirsich? ja, für mich vielleicht eher ein wenig mehr von der düsteren schwarzen
Johannisbeere, Friedhofsblumen und geröstete Birnen. Es ist schon ein Riesling, ganz klar, aber keiner für den 'Rieslinger', dafür ist seine Säure einfach zu Perfekt. Für meinen Geschmack gibt
der Wein seine typische Herkunft erstmal nicht wirklich Preis, er ist da etwas zurückhaltender. Dafür powert er mit rauchiger Mineralik, fast schon feurig und salzig. Er ist eigentlich zärtlich
und dann doch wieder voll Agro, very nice. Du spürst ganz klar eine Adstringenz, sehr cremig ist er, anschmiegsam am Gaumen und dann auch noch eine Prise Salz, genial, noch mal very nice.
Der 100%tige Pfälzer Edelstahl Riesling kommt ganz schön fett rüber, du bist dir nicht sicher ob er nicht doch im Holz gewesen sein könnte. Das merkst du aber mit den 13% Alkohol kaum in seiner
Wirkung. Späßle, na logo merkt man das nach einer Flasche. Ein kleines Problem ist halt, dass du einfach nicht mehr aufhören kannst oder willst, aber das ist ehrlich gesagt kein großes Problem.
Der Wein schmeckt mir einfach so richtig gut, und für das Zusammenspiel Riesling und mich bedeutet das schon sehr viel. Den Wein magst du auch nicht wirklich teilen, den willst du dann doch für
dich alleine haben. Mir und meinem Kopf ging es übrigens bestens, keinerlei 'Rieslingprobleme' gespürt. Und dieses lang anhaltende Glücksgefühl bleibt noch länger wie der Nachhall des Weins am
Gaumen.
Bezahlt habe ich für den 2013er erinnerte 25€, für die eine 2015er Testflasche gar nix und für die sechs Flaschen 2015er die ich mir eben besorgt habe um die 18€ pro Fläschle.
Weil ich die junge Weinmacherin noch nicht kennen gelernt habe kann ich auch nicht viel über sie sagen, außer dass sie mit diesem Wein einen super Job auf ihrem Garagenweingut macht. Wie die
Winzerin ihre paar Trauben anbaut und mit ihnen umgeht bis sie beim Verbraucher landen sollte doch ihre Sache sein und auch bleiben.
Der Krakenwein. Fällt unter die Rubrik schöne Flasche, will ich mal probieren, schmeckt der oder schade ums Geld? Zum ersten Mal gesehen und auch getrunken auf dem Mercado de Abastos in
Santiago de Compostela. Weiß der Geier warum seit diesem Jahr die Weine nicht mehr Glasweise sondern nur noch Flaschenweise verkauft werden dürfen. Na gut, dann ist das eben so, macht ja nichts,
hab ja auch irgendwie Urlaub, trinke ich halt eine ganze Flasche zum Frühstück. Wie das in Galicien halt so ist, gönne ich mir zu meinem ergatterten Fläschle ein Brettle voll mit gekochtem Pulpo,
Chili und Olivenöl, das passt ja auch witziger Weise zum Gesamtkonzept der Weinflasche.
Mein erster Eindruck der hellgrün schimmernden Flüssigkeit ist Pfirsich-Shampoo, igitt. Was genau habe ich denn da erwischt, ein Kunstpfirsich Cava? Nein, es handelt sich tatsächlich um einen
Wein, genauer gesagt um einen Albarino aus der Region Rias Baixas, Galicia. In der Morgensonne wird der Wein langsam wärmer, der penetrante Pfirsich verfliegt ziemlich flott und wird zu einem
Riesengroßen Granny Smith Baum am Strand. Die prallen Äpfel, ein paar weiße Blumen, ein herbes Kräuterbeet und ein ganz klein wenig prickeln, ein Hauch von Kohlensäuregefühl, spritzig.
Ganz merkwürdig lecker ist dieser Wein, ordentlich und gut gesetzte Säure, total saftig und Knochentrocken, und dann diese geniale Prise Meersalz, das gefällt mir. Die Säure bleibt hinter der
dezenten aber durchaus spürbaren Bitternote und purer Frucht, das ist genial. Toller Wein, junger Wein, frech, saftig und easy drinking. Mit 12,5% Alkohol ist er auch nicht unbedingt zu brutal
als Frühstück. weit und breit keine Billigweinkopfschmerzen, kein schlechtes hätte ich das doch nur nicht getrunken Gefühl. Das alles macht Spaß den Wein zu trinken, er ist recht lange präsent
und bleibt mir auch in schöner Erinnerung. Am Weinstand in Santiago habe ich schlappe 6€ für die Flasche bezahlt.
Ein halbes Jahr später bei einer spontanen Weinprobe mit den Mädels in Frankfurt. Unter anderem ist es genau dieser 2015er Albarino den es zu Verkosten gilt. Spannend, wie kommt jetzt so ein
spießiger Weinhändler auf so einen eher unbedeutenden Wein? Trotzdem voller Vorfreude und Wehmut, immer noch ein schöner kleinerer Wein an den ich mich gern erinnere. In Deutschland durfte
ich dann dafür 9.99€ pro Flasche auf den Tresen legen.
Düsseldorf, Yippie, wieder mal ein Wine tasting. Die Aufgabe war, finde mal eben aus 1000 Weißweinen einen brauchbaren raus. Okay? Das war ziemlich einfach. Einfach magisch angezogen hat er
mich, der unscheinbare weiße Rioja, das war's dann auch schon für die anderen 999. Die Bodega ist mir bestens bekannt, was ich nicht so kannte war bis zu dem Zeitpunkt diese Blondine. Wenn es
einen Lieblingsweißwein gäbe, den ich gar nicht habe und gar nicht haben will, dann wäre es wohl dieser, er wäre einer davon. Warum? Weil es einfach ein abartig guter Wein ist.
Ein Schmerzmittel für deine Seele! Das ist nichts zum einfach so wegsaufen. Der Wein macht einfach so viel Spaß. Der weiße 2008er hat so viel Power, so viel Sex, so viel Erinnerungspotential,
Freiheit und Geborgenheit. Just memories! Wenn ich hin und wieder eine Flasche aus meinem stark schrumpfenden Bestand aufziehe, mich von seinem betörenden Duft verzaubern lasse, ist alles wieder
da. Das ist so wie wenn du immer wieder ein ganz bestimmtes Parfum riechst, das eine mit dem du so viel Verbindest. Es gibt so Erinnerungen an den scheiß Tag als ich den Wein in nervender
Gesellschaft zum ersten mal getrunken habe. Es sind so gewisse Erinnerungen an stressige aber dennoch coole Arbeitstage. Erinnerungen an meinen drei Tage Aufenthalt (in äußerst netter Begleitung)
im Kloster der Bodega. Ganz irre Erinnerungen an Spanien und besonders halt an die Provinz Rioja. Erinnerungen an den FischsuppeTresVinasAbend mit meiner Zahnärztin nach einer für uns beide
zermürbenden Backenzahn OP, und und und... und zig andere Erinnerungen... und jetzt auch grad wieder im Moment wird der Wein wieder stundenlang da bleiben...
Der Wein ist goldgelb, er glänzt, er strahlt, er ist mächtig schmatzig, er ist rotzig, er ist dreckig, brutal und dann wieder ganz verspielt wie eine kleine Mietzekatze. Mandeln, Honig, ein
leicht bitterer Kräutergarten und die volle Präsenz der spanischen Herbstfrüchte. Da ist ganz ganz viel Holz, Weihrauch, es geht schon fast in den Orient hinein, und dann dieses geniale rassige
Meersalz. Ganz weiches Tannin, eine gut platzierte ganz frische Säure, nicht zu dominant aber sie ist da. Wie das halt so bei mir ist lasse ich Weiße immer gerne auf Zimmertemperatur kommen. Was
da gerade mit dem Tres Vinas passiert ist ziemlich gemein, das goldige Miststück macht einfach nur süchtig. Schwer zu sagen wo der Wein genau mit einem hin will, lieber nur ein Glas trinken oder
einfach nicht mehr aufhören können. Er fordert dich schon heraus, er fordert alles von dir. Er hat einfach eine unbändige Anziehungskraft. Es gibt meiner Meinung nach zwei Kategorien weißer
Riojas und derer Konsumenten. Die einen sind nix Besonderes und geschmacklich bissl einsilbig veranlagt. Die anderen sind schon brutal gut und (zum Glück für mich) eher unbekannt und dadurch halt
interessant. Es ist schwer an sie ranzukommen, auch schwieriger mit ihnen rein geschmacklich klar zu kommen. Du weißt einfach so gar nicht was die Weine eigentlich von dir wollen, was sie alles
können und mit dir anstellen werden. Der Tres Vinas ist ganz bestimmt kein einfacher Wein, keine nullachtfünfzehn Brühe, er ist schon was ganz Besonderes und zum Glück oder Unglück ziemlich rar.
Das sind aber wieder Gefühle und Erlebnisse die man mit dem Wein verbindet, reine Geschmackssache und die Art & Weise einer oder keiner Lebenseinstellung.
Was ist da jetzt genau an Traube drin? Die Angaben habe ich vor Ort in der Bodega erfragt. 70% Viura, 15% Malvasia und 15% Garnacha Blanca. Die Säfte werden erstmal einzeln im Edelstahl vergoren.
Gechillt wird in brandneuer amerikanischer Eiche, 12 Monate tief unten im Keller. Dann nochmal mindestens 15 Monate verkorkt aushalten bis der Wein die Bodega überhaupt erst verlassen darf, also
nur dann wenn er auch gut geworden ist. Fast vergessen, Alkohol ist da natürlich auch drin, 12% Vol. Das ist absolut ausreichend und so in Ordnung, denn deine Geschmacksknospen haben eh schon
ordentlich zu tun.
An alle die noch etwas von diesem Goldstück im Keller haben, bringt es zu mir, ihr würdet den Wein wirklich in gute Hände geben. In Deutschland lag der Flaschenpreis zwischen 13€ & 21€, je
nach dem wo er zu bekommen war. In Spanien war er gar nicht im Handel, bzw. sehr schnell ausverkauft. In spanischen Bars habe ich um die 30€ pro Flasche bezahlt. SOLD OUT. Als nächster Jahrgang
ist wohl der 2009er unterwegs, nur wo man den herbekommt? keinen Schimmer.
TIP: ab nach Spanien, ab nach Mendavia. Ein Besuch im Kloster der Bodega lohnt sich immer wieder. Allein schon wegen der genialen Roten, die tief unter der Erde im Keller schlummern und es gar
nicht so eilig haben endlich ausgeliefert zu werden.
Update: war nix mit dem 2009er, die haben einfach keinen gemacht. Aktuell gibt es den 2012er, also es gab ihn, ein paar Flaschen davon ;-) ...
Warum muss neuerdings jeder auf dieser Welt Wein machen? Oder besser gesagt einen Wein für sich machen lassen? Ich gestehe es, ich bin seit Jahren eingefleischter Stones Fan. War seit 1982 auf über hundert Konzerten der Glimmer Twins, und werde wohl nicht mehr hingehen, weil es einfach langweilig geworden ist... Zurück zum Licks Merlot: Grad hab ich's gesagt, langweilig! nicht Neues, nicht Gutes und nichts Schlechtes. Kurzum ein stinklangweiliger 100% Merlot mit 13,5 % Alkohol, das auch noch aus Spanien, geschmückt mit der Zunge und das Ganze mit einem hübschen Korken zugemacht, das war's dann auch schon. Der Wein war nicht ganz so teuer wie ein Konzertticket heutzutage, aber trotzdem kein Schnäppchen. Für die Flasche wurden meiner Kreditkarte 30 Euro berechnet.
Allmächtiger ??? lange bevor dieses Tröpfchen endlich auf den Markt geschleudert wird, was für ein Gewese wurde da drum erzählt. Und endlich ist er da, fertig zur Verkostung.
Ich mach es mal ganz kurz:
WAS FÜR EINE ENTÄUSCHUNG !
Das war jetzt nett ausgedrückt, eigentlich wollte ich etwas anderes schreiben, so wie etwa: WAS FÜR EINE ............... ist das denn?
Rioja, Woman in the Bottle. Manchmal lasse ich mich auch mal beim Trinken zu solchen Motiven inspirieren. Sehe dann etwas vor mir, dass ich dann einfach zeichnen muss. Das bekommst du halt einfach nicht auf legalem Weg hin, also die Sache mit einer nackten Frau in eine Weinflasche zu quetschen um sie zu Fotografieren, das ist schon schier unmöglich. Das gäb wohl auch ziemlich Mecker.
Inspiration: Eine leere Rioja Flasche und nur eine wage Erinnerung, und Ihren Namen? zum Glück in Vergessenheit geraten ...